Mein persönliches 9/11
Möglichkeiten gibt es viele.
Vergleichbar wäre in meinem eigenen Leben das Eintreten einer Situation, in der ich eine Entscheidung treffen muss, die vollkommen meinen gelebten Werten widerspricht, die aber das große Ganze meines Lieblingslebens (das, das ich gerade lebe :-) schützt.
Die meine wunderbaren großen Ziele erhält auch wenn ich dafür etwas tun muss, das ich sehr ungerne oder normalerweise gar nicht tun würde.
Die Kernfragen lauten also:
Frage 1. Ist ein gutes Ziel es wert, mühselige Dinge dafür in Kauf zu nehmen.
Manche von Ihnen werden nun sagen: "Cemal, solch banale rhetorische Fragen sind wir von Dir nicht gewöhnt, das ist doch logisch, dass es das wert ist." Ich sage Ihnen: Gelesen stimmen mir da viele zu. Tatsächlich müssen aber viele ganz plötzlich ganz dringlich auf Toilette, wenn es darum geht, für ihre angeblich so motivierenden Ziele sich auch dann noch einzusetzen, wenn es beginnt, unbequem zu werden.
Lassen Sie es mich mit einer kleinen Geschichte erklären.
Auf einer der größeren Inseln lebte ein Schüler, der seiner Lehrerin eine ganz besonders geformte Muschel schenkte.
Sie dankte ihm erfreut und bemerkte: „Ich habe noch nie eine so wunderbare Muschel gesehen, sie ist ganz außergewöhnlich schön! Wo hast du sie denn gefunden?"
Der Schüler erzählte ihr von einer versteckten Stelle am anderen Ende der Insel und dass dort hin und wieder solch eine Muschel angeschwemmt werden würde.
„Ich danke dir nochmals von Herzen. Aber du hättest doch keinen so weiten Weg machen müssen, nur um mir etwas zu schenken."
Darauf antwortete der Schüler:
„Aber das eigentliche Geschenk ist doch der weite Weg…"
Was für den Schüler und seine Lehrerin gilt, gilt auch für „Sie und Sie“.
Manchmal ist das Erreichen von Zielen deshalb so wertvoll, weil Sie sich wirklich darum bemüht haben.
Frage 2: Ist ein gutes Ziel es wert, etwas zu tun, dass meinen Werten widerspricht?
Nein.
Nochmals. Nachdrücklich. Ausdrücklich: Nein!
Wir haben nichts Wichtigeres in unserem Leben, als authentisch das Leben zu leben, das zu uns passt. Tun wir das nicht, werden wir krank. Geistig oder körperlich. In der Regel sogar beides. Kein Ziel kann so wichtig sein, dass es Mittel rechtfertig, die ich „eigentlich“ nicht mittragen kann.
Streichen wir an dieser Stelle ganz schnell das Wort eigentlich.
Es gibt hier kein links und kein rechts. Nur ein geradeaus.
Meine Überzeugungen darf ich gerne immer wieder hinterfragen. Unser Wesen an sich aber, das dürfen wir niemals verleugnen.
Ist der Weg auch noch so steinig, ist die Konsequenz noch so unangenehm.
Unsere wesentlichen Werte sind die Basis unserer Persönlichkeit. Sie sind quasi ich.
Um es mit einem Zitat von Karl Lagerfeld zu sagen:
Es gibt ein paar Dinge, über die diskutiere ich nicht mit mir!“.
Doppelt gelächelte Grüße schickt Ihnen
Cemal Osmanovic
Foto 9/11: ©Mariephotos - Fotolia.com