Die andere Art, für Dienstleistungen hohe Preise zu erzielen....

erst viel später habe ich begonnen, mir folgende Frage zu stellen:
Warum erzähle ich dieses Business-Highlight seit nun mehr als 20 Jahren gefühlt zum nun 100. Mal?

Was genau hat mich so beeindruckt, dass das so lange Wirkung hat?

Die 3D-Zeichnungen?
Gewiss. die fand ich toll. Ich habe ein Fable für technischen "Schnirrfax" und damals war das ein technisches Highlight.
Aber ich glaube nicht, dass das für so viele Jahre gereicht hat. Irgendwann wurden 3D-Zeichnungen normal(er) und damit verlieren sie an Besonderheit.

Die Bedarfe analysierende, ja teilweise sogar Bedarf schaffende Akquisephase?
Ja, sicher. Zum Teil. Aber auch nur zum Teil, denn beim Besten der Region erwartet man, dass er genau weiß, was er tut, und dass der Köder dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler.

Die tolle Orga?
Die einheitlichen Overalls, mit denen die Techniker im Firmendesign auftraten?
Und und und...?

Oder vielleicht sogar das Gesamtwerk?

Ich sage Ihnen, was mein Ergebnis ist:

Die Blumen.

Alles andere finde ich toll,
aber die Blumen haben mich umgehauen.

Oder sagen wir es anders:

Die Dramaturgie des genauen Timings der Blumen.
Dass wir schon in der "Entspannungsphase" waren und dann bewusst mit dem Willen zur Überraschung noch einer oben drauf gesetzt wird.


Was hat das alles gekostet? Ist denn so etwas bezahlbar?

Die kluge Akquisephase kostet nichts extra. Es kostet Energie, Zeit und damit auch Geld, das alles so akribisch zu erarbeiten. Nach der Entwicklung gibt es aber pro Auftrag keine variablen Kosten.
Die Blumen kosteten seinerzeit 20-25 DM. Bei einem Auftragsvolumen in Höhe etwa dem 2.000-fachen, ist das verschmerzbar.
Das war´s.

Und der Aufwand?

Wenige Monate später treffe ich Klaus beim Ball der Wirtschaftsjunioren. Ich knuffe ihn von der Seite an, bedanke mich bei ihm noch mal und frage dann: "Wirklich großes Kino, Klaus. Aber sag mal, Ihr fahrt da schon einen irren Aufwand. Das ganze Team muss zusammenkommen für die Karte, jemand muss all diese vielen Details recherchieren und dann umsetzen."

Er sagte:
"Eigentlich sollte ich es nicht tun, aber Dir mag ich ehrlich sagen: Das ist gar nicht so dolle. Wir haben uns einfach nur effektiv organisiert. Die Karten werden im Hunderterpack gekauft und jeder Mitarbeiter, der irgendwann einmal Zeit hat, unterschreibt die 100 Stück dann. Nur eine Person ist quasi wie eine Art Kundenpate für das Sammeln der Informationen zuständig und verantwortlich dafür, dass alle beim Kunden erkannten Besonderheiten, Vorlieben, Hobbys usw. in ein Feld in der Datenbank eingetragen werden. So haben andere Mitarbeiter bei uns immer Futter für individuell treffende kleine Gesten. Eine Person ist bei uns zuständig, so einen Spruch für die Karte zu finden, diesen draufzuschreiben und Fleurop zu beauftragen und das Timing abzustimmen. Was manchmal nicht einfach ist, denn nicht immer geht zeitlich in der Installation alles glatt. Und ganz ehrlich, bei Euch ist uns so gar nichts besonderes aufgefallen, deshalb war auf Eurer Karte der zwar nette, aber eher standardmäßige Spruch zu lesen. Ja, wir wollen auch besonders sein und besonders in Erinnerung bleiben - aber vieles ist auch einfach nur gute Orga.

Seine Antwort hat ihn seinerzeit für mich endgültig zum Vorbild gemacht.


Doppelt gelächelte Grüße schickt Ihnen
Cemal Osmanovic

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