Aus meiner Arbeit mit vielen 1.000 Menschen, die ich zum Thema "Lebensziele" bisher begleitet habe, weiß ich, dass bei der Menge der Menschen zwei Werte eine absolute Sonderstellung haben.
Sie stehen über allem:
1. Liebe
2. Gesundheit (dieser zweite Wert wird denen, denen es nicht bewusst ist, sofort sehr bewusst, wenn die Gesundheit einmal gravierender gestört ist.)
Aber über diese beiden Werte möchte ich heute gar nicht schreiben.
Heute geht es mir um den drittwichtigsten Wert für Viele:
Die Freiheit zur eigenen Entscheidung.
Wie wichtig dieses Gut für uns Menschen in der modernen Welt heute ist möchte ich Ihnen gerne an einem Beispiel nahe bringen.
Geschätzt im Jahr 2004 hat sich Folgendes ergeben:
In der IT-Branche hatte sich eine Gruppe von 22 relativ großen IT-Systemhäusern (im Schnitt damals knapp über 100 Mitarbeiter) zu einer kleinen AG zusammen geschlossen. Da jedes Haus weiterhin selbständig arbeiten wollte war es das ausschließliche Ziel dieser AG, gegenüber bestimmten Lieferantenpartnern durch die gemeinsame Größe in der Verhandlung der Einkaufskonditionen eine ernstzunehmendere Verhandlungsposition zu bekommen.
Der damalige Vorstand dieser AG kam seinerzeit auf mich zu mit der Aussage, dass er in den Ruhestand gehen wolle und einen Nachfolger suche. Er hatte sich mich als Wunschkandidaten erkoren, weil ich zu den wichtigsten Lieferantenpartnern eh schon eine Beziehung hatte und in meinem Systemhausverbund, den ich seinerzeit schon (mit-)führte, ihm gezeigt hatte, dass ich es kann. So seine Aussage.
Ich kürze einen komplexen Vorgang ab, in dem ich jetzt einfach sage:
Das kam so zustande.
Meine erste Amtshandlung als neuer Vorstand war es, die 22 Aktionäre vor Ort zu besuchen, um deren Situation und Ziele kennen zu lernen und ihre Erwartungen an die AG und damit an mich zu erfahren.
So sammelte ich in den ersten 6-8 Wochen sehr viele Informationen und baute weitere 3-4 Wochen lang danach eine zukunftsfähige Vision auf. Mit Beibehaltung von Altbewährtem und Integration völlig neuer, auf dem Markt nie da gewesener strategischer Elemente.
Stolz präsentierte ich bei meiner ersten Aufsichtsratssitzung die Ideen. Ein visionäres Konzept, das den Markt verändern und die Marktbedeutung der beteiligten Häuser weiter massiv stärken sollte.
Ich kürze eine komplexe psychologische Reaktion des Aufsichtsrat wiederum ab, in dem ich sie auf den Punkt zusammenfasse:
1. Große Hochachtung zum vorgestellten Konzept.
2. "Lieber Herr Osmanovic, so großartig das ist, lassen Sie uns nicht von 0 auf 100 fliegen, lassen Sie uns das aufteilen, So, dass wir erst von 0 auf 20, dann auf 40, auf 60, später irgendwann auf 80 und vielleicht zum Schluss auf 100 beschleunigen.
Liebe smiler, verstehen Sie das nicht falsch, das ist keine Kritik. Schnell merkte ich in den weiteren ersten Monaten meiner Amtszeit (die übrigens bis heute währt), dass der Aufsichtsrat in den meisten Punkten Recht hatte mit seiner Einschätzung. Ich wusste nur einige Dinge damals noch nicht.
Dennoch war das etwas frustrierend im ersten Moment. Große Gedanken, großer Stolz, dass hier etwas geschehen könne, was noch nie jemand gewagt hatte und was zum Greifen nah erreichbar schien. Und zusätzlich kennen Sie vielleicht das schöne Zitat: "Herrgott, gib mit Geduld, aber bitte GLEICH!"
So ähnlich stelle ich es mir auch vor, wenn jemand in Deutschland Bundeskanzler wird.
Viele von Ihnen werden jetzt vielleicht denken, ich sehe das zu positiv, aber ich glaube immer noch daran, dass viele Politiker ihre Karriere starten mit großen Zielen, mit großen Idealen, was "sie sofort ändern würden, wenn Sie die Macht dazu hätten in diesem Land".
Und wenn man die Macht hat, merkt man, dass man völlig neue Einblicke bekommt, warum viele Dinge so "unsinnig" gewachsen sind, wie sie gewachsen sind. Man erkennt, dass es mit dem "sofort ändern..." erstens nicht so einfach ist, zweitens man die Dinge, die man sah, damit zwar verbessert, andere Dinge, die man aber nicht sah, damit verschlechtern würde.
Klar, es gibt sie, diese "Umfaller", die schnell nicht mehr wissen, was sie gestern propagierten.
Aber es gibt sie auch, die Situationen, die man anders bewertet, wenn man tiefere Informationen hat als vorher.
Sie sagen: "Na dann sag doch einfach nichts, solange Du nicht alle Informationen hast!"
Ich sage Ihnen: "Ja! Dummschwätzer und Dampfplauderer, die ohne Ahnung Sprüche klopfen, gibt es."
Ich sage Ihnen aber auch: "Nein! Denn in der Konsequenz dürfte man nie klare Kante zeigen, nie eine Meinung haben, denn wir wissen morgen immer mehr als heute, solange wir neugierig bleiben."
Ein Politiker sagte einmal (in einem inoffiziellen Gespräch):
"Früher hatte ich keine Macht und sehr viel Freiheit der eigenen Entscheidung.
Heute habe ich sehr viel Macht und so selten die Freiheit zur Entscheidung."
Sie und ich sind keine Politiker.
Dennoch können Sie vielleicht nachvollziehen, dass Manches aus diesen Gedanken auch für den einzelnen Menschen als Privatmann/-frau gilt. Wie oft höre ich: "Diese Konsequenz kann ich nicht eingehen, weil..... Ich bin da in Sachzwängen gefangen."
Liebe smiler, lassen Sie mich jetzt einmal ganz unpolitisch sehr deutlich sein:
Die Lüge der Sachzwänge ist eine der verbreitetsten Lügen der heutigen Zeit.
Ich bin und bleibe der festen Überzeugung, dass wir alle eine viel größere Freiheit der Entscheidung haben, als den meisten bewusst ist. Wir müssen nur dann auch die Konsequenzen aus unseren Taten
mit akzeptieren, wenn wir denn zur Tat schreiten. Und da scheitert es dann oft schnell.
Ist das fehlende Freiheit?
Nein! Gar und überhaupt nicht!
Es ist eine Abwägung, ob uns eine Entscheidung die Akzeptanz der Konsequenzen wert ist.
Das IST Freiheit PUR.
Ein Beispiel:
Viele schimpfen über aktuelle Zustände in Deutschland.
Ich bin der festen Überzeugung, dass mindestens 98% der Leser dieses weekly smiles das letzte Geld irgendwie doch aufbringen könnten, ein "One-Way-Ticket" nach Australien zu bezahlen, um mit einem Rucksack dort hinzufliegen und komplett von vorn anzufangen.
Die Freiheit wäre da.
Nur machen tut es keiner. Denn, diese Konsequenz ist dann doch zu radikal, oder?
"Deswegen die Eltern oder Freunde nicht mehr um sich herum zu haben...?"
"Und das Gesundheitssystem, ob das da tatsächlich auch so gut ist...?"
"Und wenn ich es so betrachte, dann hat Deutschland ja auch seine guten Seiten..."
Usw. usw.
Liebe smiler,
einigen wir uns doch einmal darauf, dass ein "Ich kann nicht..." in 98% der Fälle ein "Ich will nicht..." bedeutet. Und das ist überhaupt nichts Schlechtes. Ein konsequentes "Ich will nicht..." ist doch völlig
in Ordnung. Es ist ehrlich, es ist klar und damit ist es gut.
Nehmen wir uns doch häufiger die Courage,
- nur noch in ganz seltenen Fällen zu sagen: "Ich kann nicht....",
- das in vielen Fällen zu ersetzen durch ein selbstbewusstes: "Ich will nicht...",
- und in den allerbesten Fällen einfach zu sagen:
"Oh ja, ich will und Ihr werdet sehen, ich kann und werde!"
Die Freiheit wäre da....
smilige Grüße schickt Ihnen