Soll oder gar muss Misserfolg weh tun?
Zwei Situationen der letzten 14 Tage:
Situation 1:
Letzte Woche habe ich mit Eugen Simon zusammen ein außergewöhnliches We-binar "Kamingespräch zum Thema Ziele" gegeben. Ein erfolgreiches, neues For-mat, fast 300 Live-Teilnehmer und überhaupt kein "Stoff", sondern Eugen und ich haben ausschließlich die Fragen der Teilnehmer zum Thema Ziele beantwortet.
Eine Teilnehmerin stellte dabei folgende Frage:
Was kann ich tun, damit es nicht weh tut, wenn ich ein Ziel nicht erreiche?
Situation 2:
Bei der Veranstaltung GEDANKENtanken in Ulm stellte Stefan Frädrich seine Sichtweise zum Thema Ziele dar. Dabei stellte er die These auf, dass es in der heutigen Zeit die Menschen im Schnitt glücklicher macht, wenn man nicht sehr konsequent den eigenen Zielen hinterher hechelt, sondern wenn der Weg das Ziel ist. Wenn man auf seinem Weg viele glückliche Momente hat. Dann, so seine These, ist das eigentliche Ziel nicht gar so entscheidend.
Beide Situationen zielen für mich auf einen ähnlichen Sachverhalt und ich möchte an dieser Stelle unbedingt ein Plädoyer auf die Konsequenz im eigenen Leben los werden.
Meine Antwort an die Teilnehmerin auf Situation 1 lautete sinngemäß:
Ich bin der Meinung, Misserfolg soll weh tun. Natürlich nicht so, dass ich daran zerbreche, denn nichts, wirklich nichts im Leben ist es wert, dass ich auch nur ansatzweise brechen darf.
Aber:
Wenn ich eine Sache nicht nachdrücklich will, dann werde ich unter meinen Möglichkeiten bleiben.
Gehe ich innerlich in mir mit einer Sache so um, dass ich es ohne "Leid" hinnehme, wenn es daneben geht, dann ist der Misserfolg im Vorfeld schon einkalkuliert.
Nach dem Grundgesetzt des Lebens, dass Materie dem Geist folgt, bleibe ich - ich wiederhole mich -
unter meinen Möglichkeiten.
Nächster Grund:
Tut Misserfolg nicht wirklich weh ist die Schlussfolgerung für mich (Gleichgewicht der Kräfte), dass der Erfolg auch keinen wirklichen Spaß macht.
Wissen Sie was, liebe smiler?
Da habe ich keine Lust drauf in meinem Leben.
Ich MÖCHTE RICHTIG TOLLE Momente in meinem Leben erleben und das ist nur möglich, wenn ich mich emotional tief einsetze. Das hat aber zur direkten Folge, dass es weh tut, wenn es mal nicht klappt.
Nächster Grund:
Wir alle wissen, dass das wirkliche Lebensglück für einen Menschen vor allem dann möglich ist, wenn er es als ganzheitlich empfindet.
In den vier Lebensbereichen:
Karriere und Beruf,
Familie und Freunde,
Gesundheit und Fitness (körperlich und geistig),
mein ganz persönliches ICH (fernab aller Fremdzwänge)
sollte nirgendwo ein zu großer Engpass entstehen.
Was nützt es mir, wenn ich top erfolgreich im Beruf bin, wenn ich dann mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus liege? Ich schwöre es Ihnen:
Passiert Ihnen das, spielt Ihr beruflicher Erfolg von einer Sekunde auf die andere eine neue, "unwichtigere" Rolle. Zu viele Menschen habe ich schon gesehen, bei denen sich durch ein gesundheitliches Dilemma alle Prioritäten digital neu geordnet haben.
Im Laufe der Jahre habe ich dabei eine sehr interessante Entdeckung mit meinen Teilnehmern aus dem Seminar "Lebensziele" gemacht:
Konzentriert sich ein Mensch auf einen einzelnen Lebensbereich verletzt er vordergründig den ganzheitlichen Grundsatz. Die praktische Erfahrung zeigt aber immer wieder, dass so ein Mensch nicht selten durch die Konzentration deutlich erfolgreicher wird, als wenn er seine Energien allen Bereichen gleichermaßen zugeordnet hätte.
Dieser Erfolg wiederum macht den Menschen glücklich, was positiv auf seine Familie ausstrahlt, was ihn zumindest geistig glücklich macht, und was sein Innerstes zutiefst befriedigt. So zieht also ein erfolgreicher Bereich andere Lebensbereiche mit sich.
Ich fasse zusammen:
Ist der Weg das Ziel? Für viele mag das gelten, für mich tendenziell nicht.
Mir wäre die Gefahr zu groß, dass ich mich so sehr mit dem Genuss meines Weges beschäftige, dass ich unter meinen Möglichkeiten bleibe. Da Komfortzone für mich nichts ist, ist das Ganze in der Konsequenz nichts für mich. Ich liebe es, Großes zu schaffen. Dinge zu realisieren, die Bedeutung für die Welt haben.
Ein hoher Anspruch?
Ja!
Ein zu hoher Anspruch, weil unmöglich?
Vielleicht!
Ich wehre mich aber dagegen, irgend etwas als unmöglich anzusehen, weil die Dinge unmöglich WERDEN, wenn ich sie als unmöglich ansehe. Vermeide ich das, ist es keine Garantie für den Erfolg,
aber die Chance bleibt offen, dass ich es schaffe.
Ohne Leid keine Freude.
Ohne Freude kein Leid.
Dinge, die Bedeutung haben, geben mir Befriedigung, wenn sie klappen und können höllisch weh tun, wenn sie daneben gehen. Sie merken das spätestens dann, wenn Sie durch einen Menschen verletzt werden. Wirklich verletzen kann Sie nur jemand, der Ihnen emotional nahe steht.
Damit muss Misserfolg weh tun, wenn die Sache wertvoll war.
Punkt.
smilige Grüße schickt Ihnen